MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction) - in deutschsprachigen Ländern unter "Stressbewältigung durch Achtsamkeit" bekannt - ist ein weltanschaulich neutrales Programm zur Bewältigung von Stress, dessen Wirksamkeit hinreichend durch eine große Anzahl an Studien belegt ist.
MBSR wurde von Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn vor über 40 Jahren an der Stress Reduction Clinic der Universität Massachusetts entwickelt. Sein Ziel war es, seinen Patienten einen Weg aufzuzeigen, wie diese mit Hilfe von Achtsamkeitspraxis den Herausforderungen ihres Lebens souveräner und gelassener begegnen können.
Früher ist man davon ausgegangen, dass Lebenserfahrungen strukturelle Spuren im Gehirn hinterlassen, die nicht mehr veränderbar sind. Lebenspraktisch hieß dies zum Beispiel "einmal Angsthase, immer Angsthase". Die Neurowissenschaften konnten jedoch mit bildgebenden Verfahren (Neuroimaging) beweisen, dass das menschliche Gehirn bis ins hohe Alter über so genannte Neuroplastizität verfügt. Dadurch wurde klar, dass eine Ausgangsbedingung für lebenslanges Lernen und die Möglichkeit der eigenen Veränderung im Denken, Fühlen und Handeln gegeben ist.
Die Ergebnisse neurowissenschaftlicher Studien zu MBSR weisen darauf hin, dass eine etablierte Achtsamkeitspraxis das Gehirn in seiner Struktur und Funktionsweise messbar verändert. Insbesondere konnte nachgewiesen werden, dass die Gehirnbereiche, die für Aufmerksamkeitslenkung, Emotionsregulierung sowie das Selbstgewahrsein zuständig sind, eine neuroplastische Veränderung erfahren.
MBSR gilt mittlerweile als eines der bestuntersuchten Stressbewältigungsprogramme. Einen guten Überblick über evidenzbasierte Studien zur Wirksamkeit von MBSR gibt die englischsprachige Seite der American Mindfulness Research Association: https://goamra.org/
Im deutschsprachigen Raum sei insbesondere auf (wissenschaftliche) Publikationen der beiden Meditationsforscher Dr. Ulrich Ott und
Dr. Britta Hölzel hingewiesen.
Interessantes zum Thema Achtsamkeit wäre hier zu hören:
Interview mit Prof. Jon-Kabat Zinn zu Achtsamkeit
(in Englisch): https://youtu.be/yNi5m14QMFU
Interview mit Dr. Brita Hölzel
(in Deutsch): https://youtu.be/rnQYqG3i4zU
Ja, wenn du akut an einer schweren Depression, Psychose oder Schizophrenie erkrankt bist. In diesem Fall rate ich von achtsamkeitsbasierten Verfahren ab bis du wieder stabil genug bist und dich auf diese intensive Selbsterfahrung einlassen kannst.
Menschen mit Traumafolgestörungen sollten in der Lage sein, sich selbst zu regulieren.
Achtsamkeitsbasierte Verfahren können eine Psychotherapie nicht ersetzen. Sie sind aber eine sehr sinnvolle Begleitung.